Makroumbau eines defekten EFS 18-55mm IS Objektiv
Worum gehts?
Vor einiger Zeit ist mein Kit-Objekt der EOS 450D leider kaputt gegangen. Genauer: Der Autofokus-Motor ging nur noch in eine Richtung. Er konnte also nur noch vom Nahbereich auf Fern ändern aber nicht mehr in die Gegenrichtung.
Nun ist das Kit-Objektiv nicht unbedingt das beste, was es auf dem Markt gibt. Gebrauchte Objektive kosten bei eBay ~40-50€. Daher schien mir der Versuch einer Reparatur durchaus sinnvoll. Mehr kaputt machen kann man ja fast nicht und selbst bei einem Totalverlust ist der Schaden doch überschaubar. Also habe ich Google angeworfen und mal ein wenig nach einer Reparaturanleitung gesucht.
Erstes Ergebnis: Die Symptome sind alles andere als selten. Grund für das Versagen des Autofokus ist meistens ein Kabelbruch innerhalb eines Flachbandkabels im Objektiv. Durch den Zoom des Objektives wird dieses Flachbandkabel gedehnt und gequetscht mit den entsprechenden Ermüdungserscheinungen. Da ich keinen Canon-Händler kenne oder als Kumpel habe, war ziemlich schnell klar: An ein Ersatzkabel komm ich nicht günstig dran.
Bei der Google-Suche bin ich aber auch auf diesen Thread gestoßen:
Hm… klingt spannend. Leider gab es in dem Forum nicht viele Bilder. Aber hey! Für was habe ich denn eine Digicam? Also hab ich das Schraubendreher-Set rausgeholt, die Kamera fertig gemacht und auf gehts mit dem Basteln. 🙂
So sieht das ganze vorher aus:
Wie gehts?
Nun kommt der wirklich spannende Teil. Der aufgeklebte Ring mit der Beschriftung muss weg. An meinem Objektiv war sogar eine kleine Kerbe in dem Ring. Dort kann man den Schraubendreher sehr gut ansetzen.
Die vordere Linse wird von drei Schrauben fest gehalten. Diese Schrauben sind sofort sichtbar nachdem der Beschriftungsring abgenommen ist:
Weiter geht es natürlich damit die Schrauben zu lösen. Leider sind sie mit etwas Sicherungslack versehen. Daher muss man schon sehr feste drehen um sie raus zu bekommen. Ist der Lack aber erstmal gebrochen geht es ganz leicht weiter.
Nachdem die drei Schrauben raus sind kann man die Linse vorsichtig entnehmen:
Der letzte Schritt ist nun die vordere Linse „verkehrt“ rum wieder anzuschrauben. Der Plastikring aus dem ersten Schritt passt jetzt allerdings nicht mehr auf das Objektiv weil er etwas zu klein ist.
Hinweis: Das ganze Vorgehen ist offensichtlich umkehrbar. Wenn man vorsichtig arbeitet (vor allem beim Beschriftungsring und beim Lösen der Schrauben) kann man das Objektiv ohne Probleme wieder in den Ursprungszustand zurückbauen.
Was bringts?
Der erste Versuch war ein Teelöffel Zucker zu fotografieren. Das ist dabei rausgekommen:
Schärfe und Abbildungsfaktor sind meiner Meinung nach durchaus in Ordnung. Es gibt aber eine heftige Linsenspiegelung, die ich nicht wirklich vermeiden konnte. Eine Streulichtblende ging aus zwei Gründen nicht: Zum einen passte sie nicht mehr gut auf das umgebaute Objektiv und zum anderen muss man bei so einem Makroumbau auf ca. 1cm an das Motiv ran. Da ist eine Streulichtblende einfach im Weg.
Also habe ich mir ein anderes Motiv und eine andere Beleuchtungssituation gesucht. Rausgekommen ist folgendes:
Wieder ist die Bildschärfe in der Mitte ok. Der Abbildungsmaßstab ist etwas schlechter. Ganz offensichtlich habe ich aber noch mehr geändert… nämlich die Brennweite des Objektivs. Hier steht sie auf 18mm. Das erzeugt den zu sehenden Tunneleffekt.
Im nächsten Versuch hab ich die Brennweite auf ca. 40mm gestellt.
Man zoomt tatsächlich näher an das Motiv ran… allerdings sieht man hier die Randverzerrungen, die dabei entstehen, sehr gut. Desweiteren überstrahlt der Rand irgendwie… Daher direkt weiter zu:
Hier steht das Objektiv auf 55mm Brennweite. Das Ergebnis ist meiner Meinung nach durchaus zu gebrauchen… Leider muss man bei dieser Brennweite auf 3-8 mm an das Motiv ran. So nah an dem Motiv wird es wirklich schwierig die „Szene“ vernünftig zu beleuchten. Hier hat es halbwegs geklappt… Im Sommer werde ich mal ein paar Tests im Garten mit viel Sonnenlicht machen.
Für Interessierte gibt es hier noch alle 3 Münzbilder in voller Auflösung wie sie aus der Kamera gekommen sind: